Man wächst im Leben.
Wie ein Baum, der jedes Jahr eine neue Rinde bekommt und die alten Sachen – genannt Erfahrungen – in sich einschließt und sie wie ein Geheimnis nach außen hin bewahrt. Je mehr Rinden neu hinzukommen, desto stärker wird man im Inneren. Und natürlich nach außen.
Trotzdem ist man stets verletzlich, denn ein Baum muss gegossen werden, damit die Rinde nicht abbröckelt. Und dieses Wasser können uns Freunde geben. Freunde spenden sich gegenseitig Energie, kitten die ein oder andere Stelle und spenden sich gegenseitig Schatten.
Die Feinheiten, die die Persönlichkeit des Baumes, also unseres Charakters ausmachen, sind die Äste und Wurzeln. Sie sind das Grundgerüst für unser Ich. Je stärker sie sind, desto bodenständiger und wir selbst sind wir. Und wenn man nicht stehen bleibt in seinem Wachstum, in seiner Entwicklung, wachsen stets neue Zweige, die irgendwann Äste werden, wenn wir es wollen.
Das Laub ist dann das, was übrig bleibt, was kurzlebig ist; die Eigenschaften, die abfallen, wenn wir sie nicht mehr tragen wollen oder können. Sie sollen verwittern, damit sie uns nicht schaden und lästig werden, damit sie uns neuen Nährstoff für unser Wachstum geben. Nur muss man zulassen, dass sie abfallen, da sie sich sonst unserer Energie berauben.
Wenn wir dann gut genug gediehen sind, werden wir Blüten tragen, als Dank uns selbst gegenüber. Als Lob für jeden Ast und jede neue Rinde, die wir selbst erworben und erhalten haben. Und dann tragen wir irgendwann Früchte, die wir mit gutem Gewissen zu Boden fallen lassen können, weil sie unsere Wurzeln enthalten und daraus neue Keime wachsen.
Und dann können wir zusehen, was wir Gutes erreicht haben. Doch zuerst sollten wir erblühen. Das sollte vorerst unser Ziel sein.

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